Nächste Station: das Gasthaus zum Grünen Baum in Zistersdorf. Hier kocht Georg Kruder, einst Mitarbeiter vom Sodoma. Seit vielen Jahren führt er mit seiner Frau Angelika das Wirtshaus im Ort. Immer wieder kommt der Sodoma her. Die Tafel vor dem Eingang sagt Gulasch. Mit zwei Salzstangerln, sagt der Sodoma. Doch davor eine Grießnockerlsuppe. Die belebt, wie sein schwarzer Tee mit Zitrone und Honig in der Früh. Woran man ein gutes Wirtshaus erkennt, fragen wir den Sodoma. Mit einem Blick in die Karte, lautet die Antwort. Darin findet man bei den Kruders gebackenen Spargel – wir haben Ende April. Hausgemachte Nudeln. Ochsenschlepp mit Erdäpfelpüree. Den Blunzenburger müssen wir auch probieren, sagt der Chef. Kurz darauf fliegen die ersten Probierteller an den Tisch. Burger ohne Brot. Dafür mit knusprigem Erdäpfel-Rösti als Blunzn-Unterlage. Kann was! Am besten man macht es sich sehr gemütlich. Das fällt leicht in der heimeligen Stube mit den Holzbänken und der alten Schank. Dazwischen jede Menge Auszeichnungen, Fotos. Ein Plakat vom Nitsch. Der kam sehr gerne zu uns, sagen die Kruders. Nicht ohne Wehmut, dass diese Zeiten vorbei sind.
Es gibt wenig gute Wirtshäuser
Wir kratzen derweilen weiter an der Oberfläche und steigen tief hinunter. Dort, wo früher die Nikolaikirche im Ort stand, befindet sich der Kruder’sche Weinkeller. Zwei Röhren, ein Eiskeller. Heute lagern hier die Weine, die Angelika und Georg Kruder von ihren Reisen mitnehmen. Unterwegs zu Winzern und Wirten war Georg auch schon mit dem Sodoma. Ein Tag, fünf Termine. Danach braucht man wirklich Urlaub, findet Georg. Wer mit dem Sodoma unterwegs ist, benötigt Durchhaltevermögen. Verdaut wird später. Geschlafen auch. Deshalb jetzt noch die herrlichen Walnuss-Palatschinken. Und ein kleines Eierlikör-Tiramisu. Probierportionen, ihr wisst schon. Es gibt wenig gute Wirtshäuser, sagt der Sodoma. Die Kruders führen definitiv eines. Empfehlung!
Vom Schuhverkäufer zum Gastronom
Was treibt Menschen an, sich so lange ins Thema Kulinarik zu verbeißen? Dem Sodoma scheint das in die Wiege gelegt zu sein. Obwohl er sein erstes Geld eigentlich als Schuhverkäufer verdient hat. Der Hausschuh hat Wally geheißen, und bald habe ich mehr Umsatz als der Vater gemacht, schwelgt der Sodoma in Erinnerungen an die 1960er Jahre, als er mit dem Vater zum Markt gefahren ist und Schuhe verkauft hat. Die Gastronomie kam erst später: die Kantine am Wiener Frachtenbahnhof. Dann das Gasthaus am Tullner Bahnhof, das seine Frau Gerti und er langsam zu einer Feinschmecker-Adresse entwickelt haben.
Unterwegs, immer wenn Zeit ist
Damals habe ich drei Jahre den Bahnhof nicht verlassen, erzählt er. Drei Jahre ohne Ruhetag, dafür vier verkaufte Fässer Bier pro Woche. Die Basis für den Umzug ins Lokal in der Bahnhofstraße. Seit 1982 bewirten seine Familie und er dort die Gäste. Immer wenn Zeit ist, dann ist er unterwegs. Auch um neue Weine zu finden. Nicht umsonst lagern 500 Flaschen in seinem privaten Weinkeller. Paula Bosch, Adi Schmidt, Willi Klinger. Viele, die die deutschsprachige Sommelier- und Weinwelt in den letzten Jahrzehnten geprägt haben, sind mit dem Sodoma auf Du und Du. Anekdoten gibt’s auf Knopfdruck, äh Korkplopp.