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„Kunst kommt bei mir immer von müssen.“

Was hat er nicht schon alles gemacht in seinem Leben. Die Konstante ist die Kunst. Und da ist Robert Petschinka in vielen Genres unterwegs.

Text + Fotografie: Rainer Friedl

Es beginnt mit einem oder zwei Flecken schwarzer Tusche. Wenn die am Blatt sind, entwickelt Robert Petschinka daraus mit schnellen Federstrichen Linien, Figuren, Szenen. Das schaut so simpel aus und grenzt doch an Zauberei. In ein paar Minuten ist das Blatt fertig. Und dann nimmt er sich das nächste vor.

Was da entsteht, entscheidet sich am jeweiligen Blatt. Und im Kopf, in dem zahllose Szenen gespeichert sind. Aus dem beobachteten Beziehungsalltag seiner Umwelt. „Auch wenn ich so mächtig wirke, bin ich sehr sensibel.“ Und was sich da aufstaut, muss einfach raus. „Den Kopf freizeichnen“, nennt es Petschinka. Und folgerichtig: „Bei mir kommt Kunst von müssen.“

He is such a nice man, but his drawings are completely different“, sagt Lebensgefährtin Tihana, Textil-Designerin aus Zagreb. Der Drang zum Zeichnen wurde früh geweckt. Vom Vater bekam er einen hölzernen Malkoffer, als er nach einer schweren Operation ein halbes Jahr mit Gipsfuß ans Haus gefesselt war. Da war er zehn. Robert war fasziniert, kopierte Picasso und hängte die erträumte Fußball-Karriere an den Nagel. Auch neben der Schneider-Lehre, der Ausbildung zum Textilingenieur und späteren Führungs-Jobs in der Bekleidungsindustrie zeichnete und malte er weiter.

Mit 36 dann „im Stau auf der Tangente“ die Sinnkrise. Raus aus der Management-Etage. Der neue Job kam durch Zufall. In einer Berufsschule für „schwere Jungs“ in Korneuburg unterrichten. Von Textilfächern bis zu Religion – weil er den besten Zugang zu den Jugendlichen hatte, wie man befand. Da kamen schon an die 50 Stunden pro Woche zusammen. Der notorische Viel-Arbeiter hatte und hat aber auch noch eine musische Seite – jahrelang spielte er Schlagzeug in zwei Bands. Jazz im „Porgy & Bess“, bei Feuerwehrfesten mit der Gruppe „Die Galgenvögel“. Sehr erfolgreich beim Publikum. „Wir haben genau gespürt, was die Leute grad hören wollen.“

Ein paar Ausstellungen mussten sich natürlich daneben auch noch ausgehen. Bis der Körper nein sagte. Schlaganfall mit 53. „Ich hab den Schuss vor den Bug ernst genommen.“ Seitdem Konzentration auf die Kunst. Den Zubau zu seinem alten Bauernhaus in Obermallebarn hat er mehrgeschoßig angelegt. Sieht man nicht von draußen, aber er schaut vom Esszimmertisch über die Dächer im Ortsverbund. Hinten im Hof hat er sein Atelier, gegenüber davon das  „Allerheiligste“, sein Depot für größere Arbeiten und Skulpturen. Im Atelier selbst lagern kistenweise Tusche-Zeichnungen. Wie viele? „Ich hab keinen Überblick.“

 
 

Ich bin kein
Landschaftsmaler.
Ich mache keine
schönen Bilder.

Robert Petschinka

Schweißgerät und Kettensäge

Angst vor anderen Techniken kennt er nicht. Wenn er zu einem Metall-Bildhauer-Symposion in der Slowakei eingeladen ist, packt er sein Auto voll mit dutzenden Stangen Baustahl und lernt schweißen. Die fertige Arbeit steht jetzt vorm dortigen Schloss. Bei den Holzarbeiten mit der Kettensäge hält er es mit Michelangelo: „Die Figur ist schon drin im Material, ich muss sie nur freilegen.“ Ist das Ergebnis noch zu wenig spannend, schmeißt er es ins Feuer. An der Oberfläche verkohlt, erinnern solche Arbeiten an das Schwarz seiner Tusche-Zeichnungen. Womit sich der Kreis schließt. „Ich mach keine schönen Sachen, aber hoffentlich spannende und interessante“.

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