VOM STREICHEN UND VOM ZUPFEN

Johannes Mayer baut am Wagram Gitarren.

Text + Fotografie: Rainer Friedl

Sie hängt an der Wand gleich über dem Motorrad. Eine echte Nyckelharpa. „Die kann ich nur ein bissl spielen. Aber ich hab’ sie gebaut“, lacht Johannes Mayer. Das Streichinstrument war seine Abschlussarbeit in der HTL für Instrumentenbau in Hallstatt – „die einzige Schule, in der ich richtig gut war“.

Die Weinbauschule hatte er bereits hinter sich, arbeitete in der Gastronomie und bei einem Weinhändler, zu dem er aufschauen konnte. „Der ist deswegen so gut in seinem Geschäft, weil das alles für ihn ist“. Und genau danach suchte er auch. Die gemischte Landwirtschaft der Eltern zu übernehmen, wäre eine Möglichkeit gewesen. „Da sind wir nicht zusammengekommen.“ Handwerk – vor allem Holz – hat ihn immer schon interessiert. Musik machen ebenso. Und auch der technische Hintergrund der Instrumente. Als er die HTL in Hallstatt entdeckte, war ihm klar, dass er nochmal von vorne beginnt. Ausstieg aus dem Job, vier Jahre Ausbildung. Da haben den damals 22-Jährigen schon „manche gefragt, ob ich deppert bin, den guten Job hinzuschmeißen und wieder in die Schule zu gehen.“

Aus den vier Jahren wurden dann fünf, weil er die Meisterschule auch noch dranhängte. Wenn schon, denn schon. Halbe Sachen macht er nicht. Seine Meisterwerkstätte für Streich- und Zupfinstrumentenbau in Großrieden­thal hat er in einem alten Streckhof, den er eigenhändig restauriert. Der ehemalige Stall wird gerade zu einer größeren Werkstatt umgebaut. Da ist es gut, wenn man mit Holz umgehen kann. Und das kann der Johannes. Von der Gitarre bis zum Kastenfenster.

Das Holz ist beim Instrumentenbau ein großes Thema. „Jedes Holztrumm hab ich selbst besorgt.“ Ausgesucht, aufgetrennt und gelagert. Die Schwarznuss ist aus Graz, Ahorn und Fichte sind aus dem Ausseer Land. „In 1500 Meter Höhe wachsen sie langsamer.“ Das ist gut für die Qualität.

Alte Dinge taugen ihm voll. Und beim Instrumentenbau ist ihm wichtig, dass alles Hand und Fuß hat.

Nur ja nix Synthetisches

Exotische Hölzer braucht er nicht. Und ja nix Synthetisches. Nur Naturprodukte bis hin zum tierischen Hautleim. „Da kann man die Verbindungen immer wiederöffnen.“ Und das ist wichtig beim Restaurieren alter Instrumente – eine seiner Hauptbeschäftigungen. Dachbodenfunde oder Erbstücke sind es oft, die er auf den Tisch bekommt. Fast ausschließlich über Mundpropaganda.
In Paris hat er während seiner Ausbildung schon eine echte Stradivari in der Hand gehabt. Auch bei seinen Instrumenten geht es um Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Reduzieren auf das Wesentliche ist seine Devise. Kompromisslos.

Wie sie dann klingen sollen? „Laut, tragend und dennoch subtil und fordernd.“ 160 bis 200 Stunden dauert es, bis eine Geige gebaut ist. Rund 150 sind es bei Gitarren. Im Sommer will er seine Modelle alle fertig haben. Benannt nach heimischen Rieden. Und welchen Wein würde er gerne machen? Roten Veltliner. Schließlich sind wir am Wagram.

Ich kann jeden Arbeitsschritt erklären, weil er für mich genau so Sinn macht.

Johannes Mayer

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