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Wie sich
die welt
im wein spiegelt

Über Tradition, Sekt und einen Weinkeller, der noch in 500 Jahren stehen kann auf dem Weingut Schloss Gobelsburg.

Wein „wie früher“ ist heute in aller Munde. Weglassen von moderner Technik. Zurückkehren zu naturbelassener Produktion ist vielerorts state of the art. Warum das nicht historisch begründbar ist, erklärt Michael Moosbrugger, Leiter des Weinguts Schloss Gobelsburg im Kamptal.

Sein Herz schlägt nicht nur für Wein, sondern auch für Geschichte. Also lernen wir sie. Ab in den Keller. In den Gewölbekeller, um präzise zu sein. Dieser ist in Schloss Gobelsburg schon eine Reise für sich wert. Mehr als drei Jahre Bauzeit und die Vorgabe, dass er noch in 500 Jahren stehen muss – ja, dieses Bauwerk ist wirklich etwas Besonderes.

Händisch gefertigt aus mehr als 500.000 Ziegeln. Angelehnt an die Tradition der Zisterzienser – das Schloss gehört bis heute zu Stift Zwettl – bildet die Mitte des neuen Kellers ein Kreuzgang. Ein Ort der Kontemplation. Gleich daneben: der Arbeitsbereich. Hier reifen nicht nur viele der Lagenweine des Weinguts im großen Holz, sondern auch die Schaumweine am Rüttelpult. Neben den Herkunftsweinen produziert das Weingut Spezialitäten: Süßwein, Rotwein, Sekt und die Weinlinie „Tradition“. Dafür greift Michael Moosbrugger auf Methoden der historischen Weinbereitung zurück. Aus einer Zeit vor 1850, bevor die Weinproduktion industrialisiert wurde. „Süße war damals der ultimative Luxus. Und dass Weine blank waren, nicht trüb. Deshalb wurden sie schnell von der Hefe getrennt – und dann mehrmals von Fass zu Fass umgezogen. Diesen Prozess nennt man übrigens auch die Schulung des Weins. Man darf nicht vergessen, dass sich die Kellermeister damals als wahre Meister verstanden“, erzählt Michael Moosbrugger. Für ihn spiegelt sich in der Art, wie die Menschen Wein produzieren, gesellschaftliche Realität wider.

„Heute leben wir in einer Gesellschaft, die großen Wert auf Individualität und Freiheit legt – viele wünschen sich Weine deshalb auch individuell und natürlich – mit so wenig Eingriffen wie möglich. Mit der Weinproduktion von früher hat das aber nichts zu tun. Der Zugang war fundamental anders – autoritär geprägt. Da wollte man Wein erziehen, dass er sein volles Potential entwickeln konnte.“

Tradition: Ja. Museum: Nein.

Zurück in die Gegenwart. Michael Moosbrugger sieht sich zwar der Geschichte verpflichtet, ist aber laut Eigendefinition „ein Kind des 21. Jahrhunderts“. Gobelsburg? „Ein Ort mit Tradition, aber kein Museum. Einer meiner besten Freunde ist Fred Loimer – der ist mit seinem Zugang ständig on the edge of the wave, sozusagen. Das finde ich sehr bereichernd, obwohl Gobelsburg komplett anders funktioniert. Wir prüfen sehr lange, bevor wir Neues übernehmen.“

Königsdiszipin Sekt

Die Produktion von Schaumwein ist für Michael Moosbrugger die Königsdisziplin. „Weil viel schiefgehen kann, wenn man mit dieser Handwerkskunst ans Limit geht.“ Mehr als 25 Jahre Erfahrung hat das Weingut mit der Sekt-Produktion. Das Kamptal sei dafür bestens geeignet. Einerseits wegen seiner klimatischen Gegebenheiten, andererseits weil sich „aus unerfindlichen Gründen“ rund um Langenlois ein guter Wettbewerb entwickelt hat unter Betrieben, die auf hohem Niveau Sekt produzieren.
Lernen wir nach der Geschichte noch ein bisschen Sekt: Nämlich dass die Perlage – sprich die Bläschen – umso feiner wird, wenn im Grundwein möglichst wenig Gerbstoff ist. Die Säurewerte sind bei der Lese wichtiger als die Zuckerwerte. Und Sekte aus Gobelsburg lagern zwischen 2,5 und drei Jahren auf der Hefe. Die Vintage-Sekte mindestens zehn Jahre.

„Heute leben wir in einer Gesellschaft, die großen Wert auf Individualität legt – viele wünschen sich Weine deshalb auch individuell."

Michael Moosbrugger

Ein Ort mit Tradition, aber kein Museum.

Verkosten kann man  direkt am Weingut in der Vinothek. Die hat Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr geöffnet. Samstags von 11 bis 17 Uhr.

Wer vorab eine Führung bucht, kann mit etwas Glück eine Runde unter Tage drehen. Empfehlung!

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