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Was wollen Sie jetzt noch gefragt werden,
Herr Wurm?

Er ist einer der bekanntesten Künstler Österreichs, stellt auf der ganzen Welt aus. Warum hat es Erwin Wurm gerade nach Limberg im Weinviertel verschlagen? Das frage ich ihn. Und noch viel mehr.

Insgesamt 60 Fragen, eine pro Minute. Angelehnt an seine One Minute Sculptures, mit denen Erwin Wurm einst den internationalen Durchbruch schaffte.

Text: Pamela Schmatz
Fotografie: Rainer Friedl

Durchbrechen wir das Eis. Es ist noch Winter beim Interview. Los. Das elektrische Tor öffnet sich. Ein Schloss mit Wurzeln in der Spätgotik. Viele Werkhallen. Und da ist es schon, das erste Würstel auf zwei Beinen. Pralle Haut, mehrere Meter groß. Eine Skulptur, für die man Erwin Wurm kennt. Genauso wie für seine überdimensionalen Gurken, seine Semmeln aus Carrara-Marmor oder seine Fat Cars. Er selbst: Freundlicher Händedruck. Eine Runde übers Gelände, rauf ins Büro. 60 Fragen? So viele? Ja, los!

1. Warum gerade Limberg?

Das hat mit Elisabeth Samsonow zu tun, einer Freundin von mir, die eine Professur an der Akademie der bildenden Künste hat. Die besitzt ein Haus in Hadres – ich habe es geliebt, war öfters dort. Der habe ich gesagt: Mensch, ich hätte auch gerne etwas am Land. Sie antwortete: Warte, ich kenne da einen Makler … Das erste Haus, das er mir gezeigt hat, war in Niederschleinz – die ehemalige Schmiede. Superlässig. Die habe ich dann gekauft. Und dann bin ich immer am Schloss hier in Limberg vorbeigefahren, wenn ich Leute vom Bahnhof abgeholt habe. Irgendwann hat es geklappt. 

2. Die schönste Sache, die man von Ihrem Schloss aus sieht?

Den Garten.

3. Der größte Unterschied zwischen Niederösterreich und Wien?

Wien ist Wien und Niederösterreich ist Niederösterreich. Wien ist Stadt und Niederösterreich ist Land. Wiese. Berge. Bäume. Tiere. 

4. Der größte Unterschied zwischen Wien und New York?

Große Häuser. Neue Häuser und alte Häuser. Wollen Sie auch etwas G’scheites hören?

5. Ihr Lieblingswirtshaus in der Gegend?

Das ist echt ein Problem hier. Weil alle Wirtshäuser eingehen. Der Oppitz war immer toll in Eggenburg, gibt’s nicht mehr. Jetzt fahren wir nach Mold zum Knell. Beziehungsweise zum Buchinger in Harmannsdorf.  

6. Ihr Lieblings-Veltliner aus dem Weinviertel

Humer. Nein, Hammer. Humer. Wie heißt er?

7. Trifft man Erwin Wurm auch beim Heurigen?

Ja, doch.

8. Was ist an Ihnen noch steirisch? 

// Erwin Wurm wurde in Bruck an der Mur geboren. Gar nichts mehr. Jetzt bin ich schon das 46. Jahr weg von der Steiermark. Ich habe nix mehr damit zu tun. Mein Elternhaus, in dem meine Schwester wohnt, das habe ich dann irgendwann zum Narrow House gemacht, das gibt es noch. Aber ja, ich bin nie dort. Ganz selten. Ich bin ganz selten dort. 

9. Bouteille oder Doppler?

Ich habe eine Arbeit aus dem Doppler gemacht – den Vater. Die wurde dann gestohlen, und ich war bei der Kriminalpolizei und musste das genau erzählen, dass mir der Doppler gestohlen wurde … Bouteille. Botöööhn sagen’s bei uns.

10. Haben Sie schon einmal ein Wein-Etikett gestaltet?

Ja, für einen italienischen Wein in der Toskana. Der heißt Magnificat. Und ich muss jetzt wieder eines machen, weil die das wieder wollen. Ein junges Weingut – Meletti Cavallari. Die machen ausschließlich biologische Weine. Haben sich den bekanntesten italienischen Weinhersteller geholt – fragen Sie mich nicht, wie er heißt. Der hat gesagt, er macht ihnen etwas gratis, aber nur, wenn er machen kann, was er will. Der ist gut, der Wein. Ich kann Ihnen eine Flasche geben, wenn Sie Lust haben. Rot allerdings.

11. Wann waren Sie zum letzten Mal betrunken?

Betrunken. Ich bin nicht betrunken. Angeschwipst, tipsy, ja. Lallend, wankend – das bin ich nie. Da bin ich nicht der Typ dazu. Wir sind vor Kurzem aufgehalten worden, meine Frau und ich. Da kamen wir von einer Party. Ich habe getrunken. Meine Frau ist gefahren und musste blasen. Nix ist rausgekommen.

12. Den Doppler zitieren Sie in Ihrer Figur Vater. Wie viel Vater steckt in Ihnen?

Ich habe drei Kinder. Und ich bin – ich glaube, das behaupten zu dürfen – ein fürsorglicher Vater. Ich kümmere mich sehr um meine Kinder. Das ist mir ein Anliegen.

13. Und wie viel Mutter?

// Eine von Erwin Wurms Skulpturen sieht aus wie eine überdimensionale Wärmeflasche auf zwei Beinen – ihr hat er den Namen „Mutter“ gegeben. 

Wenig, weil ich bis jetzt noch kein Kind gesäugt habe. Das Kümmern wahrscheinlich, ja – das ist ein Teil der Mutter. Nein, ich bin ein Vater. Muss man jetzt auch Mutter sein? Ich weiß, das ist jetzt sehr en vogue. Nein, ich bin ein Vater.

14. Eine Lehre, die Ihre Mutter Ihnen mitgegeben hat?

Sie hat immer gesagt: Sei zufrieden. Ich bin aber nie zufrieden. Meine Mutter war eine liebenswerte, total angenehme Frau. Sie ist leider schon vor langer Zeit gestorben.

15. Sind Sie streng?

Ja, doch. Sieht man das nicht? Wenn man etwas erreichen will und sich durchsetzen muss, muss man auch eine gewisse Strenge an den Tag legen.

16. Woran erkennt man, dass Sie Österreicher sind?

An meinem österreichischen Dialekt.

17. Finden Sie es gut, dass die Bundeshymne gegendert wurde?

Ja, doch. Das finde ich gut.

18. Ihr Lieblingsjahrzehnt im letzten Jahrhundert?

Die 60er-Jahre und die ausklingenden 70er-Jahre.

 

19. Die erste Ausstellung, die Sie bewusst gesehen haben?

Das ist eine erstaunliche Frage. Die hat mich noch nie jemand gefragt. Erste Ausstellung. Ich war früher ganz begeistert von Dalì. Während meiner Maturareise sind wir nach Cadaqués gefahren mit der Bahn, Interrail …
Ich weiß nicht, ob Ihnen das was sagt? Aber die erste bewusste Ausstellung, da muss ich passen. Wobei: Wir haben einen guten Zeichenlehrer gehabt, den Norbert Nestler in Graz. Der hat uns zur Kunst geführt. Von dem haben wir öfter Ausstellungen gesehen.

20. Die letzte Ausstellung, die Sie als Besucher gesehen haben?

Meine eigene. In Suwon in Südkorea. Das klingt jetzt so endgültig: die letzte.

21. Woran erkennt man in 500 Jahren, dass Ihre Werke ein Kind unserer Zeit sind?

Die ganzen Objekte, die sind einfach sehr zeitbezogen. Die Autos, die Wärmeflaschen, die Taschen. Alles, womit ich arbeite, spricht die Sprache dieser Zeit. Auch die Formen-
sprache ist eine Sprache unserer Zeit.

22. Wie würden Sie sich einer Schulklasse vorstellen?

Naja, dass ich ein Bildhauer bin. Jemand, der versucht, dreidimensionale Bilder herzustellen. Ich versuche das immer wieder. Scheitere oft. Das ist mein Lebensinhalt: das Versuchen, das Scheitern, das Gelingen, manchmal.

23. Was kann eine Skulptur besser als ein Bild?

Eine Skulptur ist raumgreifend. // Erwin Wurm zum Fotografen: Also, Sie brauchen keine 3.000 Fotos, oder? Schalten Sie’s aus. Dann kann ich endlich so ausschauen, wie ich wirklich ausschaue … Wie war die Frage nochmal?

24. Was kann eine Skulptur besser als ein Bild?

Ein Bild ist zweidimensional, flach. Ein Bild ist oft Abbild von etwas. Eine Skulptur erobert den Raum, ist mehr Realität – ob sie etwas besser kann, weiß ich nicht. Sie ist halt meine Art mich auszudrücken.

25. Und was kann ein Bild besser als eine Skulptur?

Ein schlechtes Bild kann man besser hinter den Kasten stellen, wenn es einen nervt.

26. Selbst lieber Subjekt oder Objekt?

Mmmh. Ich glaube, Subjekt. Ich glaube, da geht kein Weg herum.

Meine Mutter hat immer
zu mir gesagt: Sei zufrieden.
Ich bin aber nie
zufrieden.

Erwin Wurm

27. Bei Ihren One Minute Sculptures geben Sie den Mitwirkenden klare Anweisungen. Wären Sie auch ein guter Regisseur?

Nein. Ich kenne den Michael Haneke gut – mit wie vielen Leuten der sich abgeben muss. Was der alles durchdrücken muss. Mir reichen schon die paar, mit denen ich mich abgeben muss und die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Da gibt es Kämpfe um die Qualität. Filme sind toll, großartig, Aber not my cup of tea. 

28. Ein Regisseur, den Sie bewundern?

Den Michael! Aber auch den Peter Morgan. Was der aufgestellt hat. Großartig.

29. Der letzte Film, den Sie im Kino gesehen haben

Im Kino? Gehen Sie noch ins Kino? Mit meiner Tochter vor Weihnachten. Aber fragen Sie mich nicht, wie der Film geheißen hat.

30. Das Auto kommt als Thema in Ihren Arbeiten immer wieder vor. Welches fahren Sie selbst?

Ich fahre jetzt einen Tesla. Einen Maserati habe ich auch noch, weil mit dem Tesla kommt man nicht bis Salzburg. 

31. Das schönste Auto der Welt?

Mein Fat Car. Weil es aufzeigt, was es ist. Ein Monster, das wir alle lieben.

// Fat Car – das ist eine Skulpturen-Serie, in der Erwin Wurm echte Autos mit neuer Karosserie überzieht. So quillt das Auto förmlich über – mehr auf www.erwinwurm.at

32. Der größte Irrtum von Auto-Designern?

Es gibt einige Autos, die echt schlecht sind. Früher, als die Aerodynamik, die Wirtschaftlichkeit noch egal waren – da kamen die schönsten Autos zustande. Aber Irrtum? Ich glaube ein Irrtum war, dass sie immer nur die Männer im Blick hatten beim Autodesign und nie die Frauen. Dann hätte es anders ausgeschaut.

33. Fette Autos waren früher ein Statussymbol. Was hat sie ersetzt? Was erleben Sie jetzt als „fett“?

Es hat sich vollkommen verschoben. Für die Mittelklasse gibt es vielleicht noch das Haus als Statussymbol. Das können sich aber die wenigsten leisten. Am Land noch eher als in den Speckgürteln. In Wien schon gar nicht mehr. Vielleicht ist es ein anderer, bewusster Umgang mit der Natur, mit gesundem Essen. Ich glaube, das sind mittlerweile Statussymbole.

34. Vom Fett zur Wurst. Debreziner oder Frankfurter?

Frankfurter. Was für eine Frage überhaupt? Frankfurter! Sie wissen, wie Frankfurter in Frankfurt heißen, oder? 

// Wiener. Wiener, ja!

35. Ist die Wurst besonders österreichisch?

Nein, das habe ich gelernt. Sie ist eine mitteleuropäische Nahrungsikone, die es aber auch in den asiatischen Ländern gibt. Da gibt es viel Wurst. In China haben sie meinen Fat Bus gekauft, in dem man Würstel machen kann. Den lieben sie alle. 

36. Wie vielen Würsteln begegneten Sie durchschnittlich?

Vielen. Sehr vielen. In Salzburg stehen auch ein paar. Die reflektieren ja die Leute, die da rauskommen.

37. Ihr Lieblingswürstelstand in Wien?

Bis jetzt – bevor mein eigener stehen wird – ist es noch der an der Albertina. Der am Graben ist auch angenehm. Wie heißt die erste Gasse da? Da gehe ich mit meiner Tochter hie und da hin und sag: Komm jetzt gehen wir ein Würstel essen. Und sie ist immer begeistert.

// Erwin Wurm arbeitet zur Zeit des Interviews an einem fahrbaren 

Würstlstand, der später beim Wiener Museumsquartier stehen soll.   

38. Schon mal überlegt, Vegetarier zu werden?

Nein, ich bin kein Vegetarier. Meine Tochter – ein ganz schlankes, dünnes, hochgeschossenes, g’scheites Mädel – liebt Würste und Wiener Schnitzel und Schweinsbraten. Man glaubt es nicht, wenn man sie sieht. Da glaubt immer jeder, sie sei Vegetarierin. Ist sie aber nicht. Das ist genetisch, das wurde für uns bestimmt und festgelegt. Von wem weiß ich nicht. 

39. Worauf sollte ein Künstler nicht verzichten?

Auf Ehrlichkeit. Jetzt schauen Sie so enttäuscht …

40. Ihr Lieblingspulli?

Der da. // Erwin Wurm deutet auf den Pulli, den er trägt. 

41. Im Stephansdom haben Sie einen riesigen Pulli – the big
ego – als Fastentuch gestaltet. Fasten Sie?

Ich trinke jetzt keinen Alkohol. Einen Monat oder zwei. Nicht wirklich aus religiösen Gründen. Weil ich glaube, es ist wichtig für mich. Man trinkt halt am Abend zwei Achtel, aber das ist auf Dauer zu viel. Wie wir alle wissen. Jetzt haben Sie die Augen verdreht …

42. Was ist das Gute am Verzicht?

Verzicht macht einen stärker, Verzicht zeigt Abhängigkeiten. Ich zum Beispiel bin abhängig vom Handy, aber wie! Verzichten ist gut, weil es einem zeigt, wie falsch Dinge in unserem Leben laufen.

43. Das schönste Kompliment, das man Ihnen als Künstler je gemacht hat?

Guter Künstler … Der Franz West hat mir einmal eine SMS geschrieben, das hat mein Haus am MUMOK in Wien betroffen. Da hat er geschrieben: Bei der Arbeit fand er scheiße, dass sie nicht von ihm war. 

44. Die beste Seite des Ruhms?

Dass man viel herumkommt. Dass ich meine Arbeiten fast auf der ganzen Welt zeigen kann.

45. … und die anstrengendste?

Der Kunstmarkt und der Umgang mit der Hybris aus Markt, Preisen, Auktionshäusern. Das kann sehr anstrengend sein.

46. Was heißt für Sie Luxus?

Dass ich mir ein Leben leisten kann, das ich möchte. Wenn ich heute Lust habe, kann ich morgen irgendwohin fliegen. 

47. Wann wird Luxus absurd?

Wir sind jeden Sommer auf Hydra. Und da legen Boote an, die kosten 800.000 Euro pro Woche plus Benzin– ich habe gegoogelt. Da bist du locker bei einer Mille, das wird dann absurd. Ich war oft schon auf Booten eingeladen, habe welche gemietet. Aber irgendwann geht es nur mehr darum: Wer hat den größten? 

48. Bei vielen Ihrer Werke spielen Sie mit absurden Elementen. Das Absurdeste, was heuer schon passiert ist?

Heuer? Da bin ich jetzt schmähstad. Was ist mir heuer schon Absurdes passiert, Birgit?
// Erwin Wurm dreht sich zu seiner Assistentin.
Das ist eine Frage, die mich aushebelt. Absurd finde ich, wenn ich mich in den Spiegel schaue und sehe, wie ich älter werde. Aber das geht uns allen so. 

49. Ihr „Selbstporträt“ besteht aus 36 Essiggurkerln. Warum 36?

Weil so viele in einem Glas drin waren. Die Zahl ist beliebig. Wissen Sie, warum ich mit Gurken arbeite? Weil sie an einen gewissen männlichen Körperteil erinnern und an diese bestimmte Art von toxischer Männlichkeit, weswegen unsere Welt so aussieht, wie sie aussieht. Ich mach’ mich dann darüber lustig. Und auch über mich. Ich bin ja auch ein Mann.

50. Lieber Salz- oder Essiggurke?

Essiggurke. Eine süß-saure.

51. Sind Sie ein Genussmensch?

Ja, doch. Aber essen gehe ich jetzt nicht unbedingt. Mir geht dieser ganze Wahnsinn auf die Nerven. El Bulli und so. Ein gutes Scaloppina al Limone ist mir da lieber. Was ich genieße, das sind Literatur und Natur und gute Gespräche. Besser als die Fresserei …

52. Muss ein Künstler eitel sein?

Eitel ist so ein fatales Wort, weil es einen sofort in ein schlechtes Licht stellt. Man darf sich in der Existenz als Künstler nicht unterkriegen lassen von den vielen Widrigkeiten unserer Welt. Eine Widrigkeit sind die Kollegen, die einem nix gönnen. Die andere Widrigkeit sind die Kritiker, die einem nix gönnen. Als ich angefangen habe, mich für Kunst zu interessieren, und das den Leuten mitgeteilt habe, von da an habe ich sehr viel Widerstand erfahren. Und zwar aus allen Schichten. Als Student hat mir einmal ein junges Mädel gefallen und die hat dann gesagt: „Was du bist Künstler? Das ist nix für mich. Du wärst ein fescher Zahnarzt.“ Und das ist nur ein kleines Beispiel. Da gibt’s viele, viele andere. // Erwin Wurm lacht. Ich bin froh, dass ich kein Zahnarzt bin.

53. Sie haben Claudia Schiffer für die Vogue fotografiert. Wie hat sie reagiert, als Sie ihr dafür Stifte zwischen den Zehen platzierten? 

Die war ganz locker, ihr Management war nicht so locker. Am Schluss hat sie
zu mir gesagt: Warum warst du eigentlich so brav? Da habe ich mir gedacht: Spinne ich jetzt?

54. Mit welchem Prominenten würden Sie noch gerne eine One Minute Sculpture machen?

Dem Picasso.

55. Political Correctness – Segen oder Fluch?

Zum Teil schon auch Segen. Was da alles passiert ist. Es ist nicht einmal zwanzig Jahre her, als den Kellnerinnen in jedem Wirtshaus nicht einmal, sondern zwanzig Mal auf den Hintern gegriffen wurde. Was jetzt da so abläuft, schießt auch oft übers Ziel hinaus. Aber wahrscheinlich braucht es das, damit es sich dann in der Mitte einpendelt.

56. Haben Sie ein Lieblingsfoto?

Es gibt zwei. Eines ist von Valie Export, als sie mit der Maschinenpistole dasitzt mit gespreizten Beinen. Ihre Hose ist offen und man sieht ihre Vagina. Das ist ein superstarkes Bild. Und dann gibt es von Man Ray ein Foto: Adam und Eva, wo er den Marcel Duchamp abgebildet hat. Wer die Frau war, weiß ich nicht mehr. Die stehen da, beide nackt. Auch schön.

57. Wann ist ein Foto ein gutes Foto?

Wenn es mir gefällt.

58. Digital oder analog?

Beides. Ich habe früher viel fotografiert, mache ich schon lange nicht mehr. Wir leben auch voll in unserer Zeit, wir scannen und fräsen. Alles digital. 

59. Würden Sie uns für LUST AUF Fotografie eines Ihrer Bilder zur Verfügung stellen?

Sicher. Klar. // Schaut auf Seite 122!

60. Welche Frage möchten Sie jetzt noch gefragt werden?

Wann sind wir fertig? 

Jetzt. Danke für das Gespräch!

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