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Wachau? 
Die Côte d'Azur des Waldviertels.

… findet Kult-Wirt Josef Sodoma aus Tulln. Also haben wir ihn wieder eingepackt und gehen auf die Reise. Voilà!

Auf zum Wein. Wir setzen auf Bewährtes. Sprich Josef „Pepi“ Sodoma. Tullner Kult-Wirt. Wandelndes Wein-Lexikon und Wissen-Wollender. Wir packen ihn wieder ein für diese Ausgabe. Diesmal geht’s zu seinen Lieblingsadressen in die Wachau. Also zumindest zu einigen davon. Alle auf einmal wären nicht schaffbar. Nicht einmal für den Sodoma himself, behaupten wir.

Wachau ist Wachau, sagt er und schichtet in seinen Erzählungen den 1000-Eimer-Berg vor dem geistigen Auge auf. Steilterrasse um Steilterrasse. „Das ist Arbeit, entschuldige“, sagt der Sodoma und meint damit die vielen Stunden, die Winzer hier hackeln. Buchstäblich. Denn dort oben in den Terrassen fährt kein Traktor mehr. Wir düsen derweil mit dem Auto Richtung Spitz an der Donau. Zur ersten Adresse. Zu dem Mann, der ihm einst den ältesten Wein seines Lebens einschenkte. Aus 1898. Aber lassen wir ihn selbst erzählen. Hubert Fohringer führt hier seine Vinothek. Davor war er im Landhaus Bacher und hat ebendort dem Pepi den legendären Wein eingeschenkt. Einen Massandra von der Krim, rekonstruieren beide. Wie lange sie einander schon kennen? „Seit 1989, sagt er“, meint der Sodoma. Hubert Fohringer nickt. Der Kontakt riss seitdem nie ab. Schließlich sitzt der Vinothekar an der Quelle. Quasi zu allen Weinen dieser Welt. Geht nicht, gibt’s nicht, so das Motto der Fohringers. „Das nützt der Pepi sehr gut aus“, lacht Hubert Fohringer. Jeder noch so seltene Tropfen wird aufgetrieben. Champagner, Sherry und Co. Alles für die lange, tiefe, breite Getränkekarte im Gasthaus Sodoma. Auch die Liste der offenen Weine in der Vinothek kann sich sehen lassen. Steinfeder, Federspiel, Smaragd: Quer durch alle drei Wachauer Wein-Stile kann man hier kosten. Und das bewusst still, gar nicht heimlich. Bei den Fohringers verkostet man nämlich eigenständig. Man bedient sich einfach an den offenen Weinen und begleicht das mit einer Verkostungspauschale. 

Hubert Fohringer treibt jeden Wein auf – weiß auch der Sodoma.

Die Chance, viele Weine zu probieren ohne, viele Worte zu verlieren. Auch nicht schlecht. Wer mehr wissen will, bekommt natürlich Antworten. Machen wir doch glatt und fragen nach Betrieben abseits der Big Brands. Anton
Nothnagl, Christoph Donabaum – bekommen wir daraufhin serviert. „Reinhard Denk aus Wösendorf – blüht auch im Verborgenen“, steckt uns Hubert Fohringer. Noch ein Tipp, den wir jetzt mit einpacken: die Weinverkostungen auf der Zille, die macht der Schwiegersohn. Da treibt man an den bekanntesten Weinrieden der Wachau vorbei und bekommt den jeweils passenden Tropfen eingeschenkt. Ahoi, sagen wir da. Und auf bald. Wir müssen weiter. Zum Weingut Jäger nach Weißenkirchen. Zu Beginn gibt’s ein Glas Rosé-Sekt. „Fünfzehn Jahre habe ich herumzwidern müssen, damit ich endlich einen Sekt kriege“, lacht Heidi Jäger. Seit einiger Zeit ist er fix im Sortiment. Je länger er auf der Feinhefe bleibt, desto schöner. Auch super: Dass die Jägers eine Steinfeder machen. Dieser leichte Wachau-Wein ist mittlerweile nämlich echt rar. „Ein super Mittagswein“, findet Heidi Jäger. „Man kann ja nicht gleich mit den starken Sachen starten“. Generell hat sich das Weingut einen Namen mit seinen Federspiel-Weinen gemacht. Sprich: mit dem Wachauer Mittelgewicht. Weine für Weintrinker, lautet das Credo. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Bitte den Grünen Veltliner Federspiel Ried Klaus ins Glas. „Ein super Tratsch-Wein, kribbelt so schön an der Zunge“, findet Heidi Jäger. „Klaus ist für mich der beste“, findet Josef Sodoma. Vorderseiberer, Weitenberg, Selektion. Jeder Federspiel setzt bei den Jägers andere Akzente. Aber natürlich gibt’s auch Smaragd-Weine – der kräftigste der drei Wein-Stile der Wachau. Riesling Smaragd Achleiten 2017 wäre da so ein Tipp. Weil gerade die Rieslinge mit den Jahren immer mehr Wow entwickeln. Da tun sich ganze Welten auf zwischen den jungen und den gereifteren Varianten. Also lieber einmal in den Keller legen und für eine Zeit lang vergessen. Warten zahlt sich aus. Die Vielfalt der Sorten zu probieren auch. „Neuburger, Sauvignon Blanc – das sind die Spielereien vom Roman“, erzählt Heidi Jäger über ihren Mann. Noch eine Pflichtübung: den Termin für den Jäger’schen Heurigen im Kalender markieren. Den gibt’s nämlich nur einmal im Jahr im Frühsommer. Da sitzt man draußen auf der Straße erste Reihe fußfrei – und tratscht und tratscht und tratscht. Klaus sei Dank.

Klaus ist der perfekte Tratsch-Wein.

Nach so viel Tratsch-Wein braucht’s einen Einkehrschwung. Und was Josef Sodoma nicht wusste, ist, dass es in Weißenkirchen auch eine Pizzeria gibt. Kenn ich nicht, gilt nicht beim Sodoma – also nichts wie hin. Gut, der Name Achleiten Stube lässt nicht gerade auf Italien tippen. Der Chef Franco Tripudio stammt aber trotzdem von genau dort. Die Chefin aus der anderen Richtung: Christine Hüttemeier ist eine waschechte Bayerin. Gemeinsam schupfen die beiden das kleine Lokal. Im Sommer unbedingt einen Platz auf der Terrasse und das Carpaccio nehmen. Die Pizza ist auch sehr gut – wir hatten die mit Mozzarella di Bufala! 

Normalerweise macht man genau jetzt einen Spaziergang. Wir fahren ans rechte Donauufer nach Rossatz. Zum Huchen-Pepi, wie der Sodoma sagt. Weil hier neben den Weinen auch Huchen gezüchtet werden. Das Weingut führt der Sohn vom Huchen-Pepi. Der heißt auch Josef, hört aber auf den Spitznamen Joe. Er ist einer der Winzer, die das rechte Donauufer ins Gespräch bringen. Auch durch den Klimawandel ergeben sich für die kühleren Lagen hier Vorteile. Der Dunkelsteinerwald im Rücken sorgt für große Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und Nacht. Das bringt Aroma, Knackigkeit. „Generell geht der Trend weg vom hohen Alkohol“, erzählt Joe Fischer. Eine Tatsache, die ihm in die Hände spielt. Er liest seine Weine lieber einen Tick früher, lässt sie spontan gären und danach im großen Holz reifen. Der Wein klärt sich im Laufe der Zeit selbst, ohne dass er ihn filtrieren muss. „Das ist unsere Wein-Philosophie geworden“, erzählt der Winzer. Ganz vereinfacht kann man die Wachau einteilen in Lagen, die eher karg und deshalb für Riesling gut geeignet sind – oft befinden sich diese Rieden in den Terrassen. Grüner Veltliner mag die Böden lieber etwas üppiger und wächst deshalb eher am Hangfuß oder in der Ebene. Ausnahmen natürlich ausgenommen. Denn generell kann gesagt werden, dass über Wein ganz generell nichts gesagt werden kann. Das Thema ist nämlich echt komplex, was einen vom Weitertrinken aber nicht zurückschrecken lassen sollte. Wir widmen uns deshalb dem Grünen Veltliner Smaragd 2021 aus der Lage Mugler, der steilsten Lage aus Rossatz. Sehr gut. Findet auch der Sodoma. „1997 und 2021, das sind meine Jahrgänge“, so sein Resümee.

1997 und 2021, das sind meine Jahrgänge.

Ortswechsel. Zurück ans linke Donauufer nach Unterloiben. Zu einer von Pepi Sodomas Lieblingsadressen in der Wachau. Leo Alzinger. Ein Name,  der bei jeder Top-Verkostung ganz oben rangiert. Weil Qualität und weil Konstanz. Auch das verbindet die Sodomas mit den Alzingers. Über Jahrzehnte höchstes Niveau zu liefern, das musst du erst mal schaffen – egal, ob im Wirtshaus oder am Weingut. Was der Sodoma und Leo Alzinger noch gemeinsam haben, ist die Neugier. Probieren. Probieren. Probieren. Nur so wirst du besser. Die Portion Rastlosigkeit, das Wissen-Wollen. Das macht die Top-Riege aus. Und: Einfache Antworten gibt’s nicht. Das wird klar, wenn man sieht, wie viele Parzellen Leo Alzinger bewirtschaftet. Über 50 sind das nämlich – zwischen 0,02 und 0,4 Hektar groß, typisch für die Wachau. „Neue Mitarbeiter brauchen ein Jahr, bis sie alle unsere Weingärten finden“, erzählt Leo Alzinger. Seine Rieden liegen im östlichsten Teil der Wachau. Normalerweise ist der der wärmste. Aber was ist schon normal? Es kommt eben auch auf die Lage in der Lage an. So wie in der Ried Steinertal, der östlichsten Terrassenlage der Wachau. Da hier von Norden der kühle Wind vom angrenzenden Wald einfällt, wird’s in der Nacht sehr frisch. Diese Temperatur-Schwankungen, gepaart mit den kargen Böden, machen die Weine von hier so straff. „Das ist die Geradeaus-Abteilung“, bringt’s Leo Alzinger auf den Punkt. Alle, die besonders präzise, schlanke Weine suchen, sind hier richtig. Wofür das Herz des Winzers schlägt? „Schon ein bissl für Riesling.“ Den trinkt er generell am liebsten, auch aus Deutschland. Zwei Tipps luchsen wir ihm da gleich ab: das Schlossgut Diel und das Weingut Emrich-Schönleber von der Nahe. „Riesling muss es schwer haben, damit er richtig gut wird“, erklärt Leo Alzinger. Deshalb sind karge Böden, wie sie in vielen Wachauer Steilterrassen zu finden sind, so perfekt für diese Rebsorte. Und dann kommt es eben auf das Mikroklima an, wo er wächst. Und natürlich auf den Winzer oder die Winzerin. Leo Alzinger geht es darum, seine Weine so ungeschminkt wie möglich in die Flasche zu bringen. Deshalb sind sie nie gleich. Weil es kein Standardrezept gibt. Nur viel Erfahrung, viel Bauchgefühl und viele Schrauben, an denen er dreht. Ähnlich einem Spitzenkoch, findet auch Josef Sodoma. Was wäre Alzinger auf Gastronomie gemünzt? „Ganz klar: Landhaus Bacher. Das Beste“, resümiert der Sodoma.

 

Alzinger ist wie
das Landhaus Bacher.
Das Beste.

Fürs kulinarische Resümee gehen wir nur ein paar Schritte weiter. Ins zweite Wohnzimmer der Alzingers: die Wachauer Stube von Gerald Diemt. Der Wirt ist übrigens auch bekennender Weinprofi und -sammler. Der Blick in die Weinkarte Pflicht. Neben der Wachau gibt’s auch etliche Positionen aus dem Burgund. „Alle zusammen über 200“, erzählt Gerald Diemt. Den Sodoma kennt er schon seit seinen ersten Schritten in der Gastronomie. „Damals war ich sozusagen der Chauffeur“, erzählt Gerald Diemt. Ob der Pepi ihn auf den Wein gebracht hat? Ganz unschuldig wird Josef Sodoma nicht gewesen sein. Denn das ist eines seiner großen Talente: Lust auf Wein machen. Und aufs Essen! Also Mahlzeit. Wir widmen uns jetzt dem Gulasch in der Wachauer Stube. 

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